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Knolls Wein-Powerfrauen

von | Jan 10, 2014 | Allgemein

DEUTSCHLAND (Baden-Baden) – Ihr Vater Günther von Drabich-Waechter war seiner Zeit voraus. Er kreierte bereits vor über 30 Jahren mit der damaligen Kehler Lagergesellschaft, einer Tochter des Hauses Schenk, spezielle Weinofferten in einem prächtig aufgemachten, informativem Katalog – lang bevor andere Anbieter im Direktversand mit ähnlichen Angeboten aktiv wurden. Er hatte viel Ahnung von Wein und daneben noch genügend Überzeugungskraft und Charme, um im Verkauf erfolgreich zu sein.

Das alles vererbte er offenbar an seine Tochter Pia, die heute von Baden-Baden aus unterschiedlich strukturierte Weinunternehmen betreibt und bis zum Tod des Vaters im Jahr 2008 fast zehn Jahre mit ihm zusammenarbeiten konnte. Möglich war das, weil er 1989 im zarten Alter von 61 Jahren nach langjähriger Angestellten-Tätigkeit in der Weinbranche beschloss, selbstständig zu werden (was bedeutet, dass in 2014 das 25-jährige Jubiläum gefeiert wird).

Das Töchterlein machte damals gerade ihr Abitur in der gestrengen Schule Schloss Salem, ging vier Jahre später von der Ludwig-Maximilian-Universität in München als Diplom-Volkswirtin ab, arbeitete dann in der Tourismus- und Eventbranche, verlor aber – dafür sorgte schon Senior Günther – nie den Kontakt zum Wein. „Er war immer Teil meines Lebens“, blickt sie zurück. Dass sie einmal für und mit ihrem Erzeuger tätig werden würde, war vorprogrammiert.

1998 war learning by doing angesagt. Sie bekam in kleinen und großen Betrieben in Frankreich (Burgund und Beaujolais, Bordeaux) eine Intensivschulung in Sachen Wein verpasst. „Jeden Tag Proben, aber auch Marketingunterweisungen, Hilfe bei der Weinernte sowie Abendkurse beim Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB), das half mir, sowohl das praktische Wissen als auch die Theorie zu ergänzen“, erinnert sich die heute 44-Jährige, mit jugendlichem Temperament gesegnete Pia an diesen Crash-Kurs.

Ab 1999 folgte „eine wunderbare Zeit der Zusammenarbeit mit dem Vater“. Der hatte zehn Jahre vorher die Tastevin Weinhandelsgesellschaft und eine Weinvertriebs-GmbH gegründet, beides Unternehmen, die im Direktvertrieb ein internationales, aber stark französisch geprägtes Sortiment für Privatkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz via Handelsvertretern vertreiben. Zielsetzung war von Anfang an eine hohe Qualität bei den Weinen, egal ob sie von bekannten Häusern oder von völlig unbekannten Erzeugern kommen.

Vor drei Jahren eröffnete sie dann ein kleines Ladengeschäft in Baden-Baden, Vineur Select. Monatliche Veranstaltungen zu bestimmten Themen tragen dazu bei, dass der Kundenkreis wächst. Auch ungewöhnliche Weine wie Gewächse aus Rumänien kommen dran, oder auch mal ein Abend unter dem Motto „Wein, Weib & Gesang“ mit der Sommeliere Natalie Lumpp und eine Präsentation ihrer „Weinhelden“. Denn das ist das jüngste Kind der ständig unter Strom stehenden Wein-Powerfrau (die zwischendrin vor neun Jahren doch Zeit für die Hochzeit mit dem Architekten Peter W. Kruse fand und damit auch die Mitverantwortung für dessen zwei Kinder im Alter von 22 und 16 Jahren bekam).

Weinhelden heißt der Online-Shop von Vineur Select. Derartige Shops gibt es längst zahlreiche, wer sich auf diesem Feld profilieren und Erfolg haben will, muss sich etwas Besonderes einfallen lassen und vor allem bei den Informationen die Muskeln spielen lassen. Pias Helden sind weniger bekannte Winzer aus verschiedenen Ländern, die Weine auf hohem Niveau zu vernünftigen Preisen zu bieten haben. Aus Deutschland hat sie Gewächse der Aufsteiger Boris Kranz (Pfalz), Marc Weinreich und Ruppert-Deginther (beide Rheinhessen) und vom Unbekannten Christian Brendel (Südpfalz) im Sortiment; der einzige Betrieb aus Österreich ist der von Birgit Wiederstein aus der Region Carnuntum (siehe Knolls Weintipp: „Venus“ und „Diva“ im Carnuntum). Dazu kommen noch Erzeuger aus Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. Ein Weinhelden-Blog liefert Geschichten und Nützliches sowie Amüsantes aus der Weinwelt. Nützlicher Nebeneffekt für Pia von Drabich-Waechter ist dabei die Bekanntschaft mit anderen Sorten als ihrem Liebling Pinot Noir („bin ein absoluter Fan, aber die Sorte erfordert volle Aufmerksamkeit“. Vor allem der Riesling hat es ihr mittlerweile angetan, weil „er so viele Facetten hat.“ (r.knoll)

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